DER ZUG oder Freiheit und Democracy

Der erste Tag
TAGESSCHAU
(15. September 1980)

Das Bild zeigt den Tagesschausprecher
Wilhelm Stöck.
 

“Eine von linken Gruppen und Künstlern inszenierte Anti-Strauß- veranstaltung, der sogenannte `Anachronistische Zug´ nach einem Gedicht von Bertolt Brecht, ist heute in Sonthofen von Mitgliedern der CSU und der Jungen Union an seinem Start zu einer Tournee durch die Bundesrepublik gehindert worden.”
 

Der zweite Tag
DER RICHTER

Das Bild zeigt den Richter
auf freiem Feld vor dem Zug.

“ Drittens. Die Beschlagnahme kann dadurch abgewendet werden, Komma, daß die NS-Kennzeichen und SS-Symbole außerhalb der Gedicht-Reklamationen - muß es heißen, ich weiß nicht, hab´ ich da ... en ... Reklamationen - abgelegt oder abgedeckt werden. Die Kammer kam zu dem Ergebnis, bei der Darstellung, bei der Reklamation des Brechtschen Gedichts greift der Kunstvorhalt durch, darf, dürfen also auch die NS-Symbole gezeigt werden, dürfen, darf der Wagen gezeigt werden mit den Nazi-Größen, jedoch nicht während der Fahrt, weil dadurch für einen unbefangenen Zuschauer ein falscher Eindruck entstehen könnte. Das wär´s.”
 

RHEINFAHRT
(zur Musik aus der Oper
“Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny”
von Bertolt Brecht und Kurt Weill)

Das Bild zeigt auf einem Schiff einem Mann,
der mit einem Feldtstecher nach dem auf der
gegenüberliegenden Rheinseite fahrenden Zug schaut.

“10 Tage nach Sonthofen passiert der Anachronistische Zug die Loreley.”

“Der Zug bewegt sich in gerader Linie auf die Bundeshauptstadt zu.”

“Andernach. 43 Kilometer vor Bonn.”

“Der Anachronistische Zug hat um die Stadt Bonn einen Bogen gemacht und setzt setzt seinen Weg fort.”

EIN TAG
AUS DEM LEBEN
DES STAATSANWALTS
DIETMAR SCHAUB

Das Bild zeigt ein Spiel
mit einfachen Holzfiguren;
auf das in diesem Augenblick
eine größere rote Figur
gesetzt wird.

“Ich heiße Dietmar Schaub
bin 31 Jahre alt, Staatsanwalt, wohnhaft in Kassel
Dienstliche Äußerung
...
Von Ordnern wurden wir jedoch nicht zur Bühne, auf der sich Frau Kammrad befand, vorgelassen, da Filmarbeiten stattfanden.
Daraufhin begab ich mich ebenfalls zum letzten Wagen, und Herr Oberstaatsanwalt Tschepke sprach die darauf mit der Strauß-Maske sitzende Person an, daß sie die Maske abnehmen solle. In diesem Augenblick erschien Frau Sommrock und erklärte, daß die Maske seit Stuttgart wieder bei Aufführungen getragen werden dürfe. Frau Sommrock holte aus dem Zugleiterfahrzeug Aktenordner heraus und blätterte darin herum. In meinen Augen stellte dies ein offensichtliches Ablenkungsmanöver dar. ...”

 

TAGESSCHAU

Das Bild zeigt den Tagesschausprecher
Wilhelm Stöck.

“Guten Abend, meine Damen und Herren.

Heute wird die Tagesschau zum letzten Mal vom Anachronistischen Zug berichten. Der Zug, der drei Wochen lang durch die Bundesrepublik Deutschland zog, ist zu Ende. Die Kolonne hat das Regierungsviertel bereits wieder verlassen. Der Zug war dort eine Stunde vor Schließung der Wahllokale eingetroffen und hat eine große Abschlußparade gegeben.”

“Können wir jetzt die Hochrechnungen einblenden?”

“Bitte Nein. Begonnen hatte der Zug in Süddeutschland in Sonthofen. Von dort hatte er sich zunächst nach München und dann durch die gesamte Bundesrepublik hierher nach Bonn bewegt. Die Spitze des Zuges bildete ein Fahrzeug mit einer Glocke und der Inschrift `Freiheit und Democracy´.”

   
   
   
Bild
Rechteck

Aktionen und Filme siehe auch: www.undanderes.de/html/Zusammenhange.html

 Der Zug ...

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